Die Humberstone- und Santa-Laura-Salpeterwerke in der Atacama-Wüste
Das UNESCO Weltkulturerbe Chile, die Humberstone- und Santa-Laura-Salpeterwerke, wurden beide im Jahr 1872 gegründet. Die Santa-Laura-Salpeterwerke wurden von der Nitratgewinnungs-Gesellschaft Guillermo Wendell ins Leben gerufen während die Humberstone-Salpeterwerke unter dem Namen ihres Begründers James Thomas Humberstone als Nitratgesellschaft von Peru entstanden. Der Zweck der einstmaligen Bergarbeitersiedlungen bestand aus dem Abbau von Chile- Salpeter.
Das UNESCO Weltkulturerbe Chile, die Humberstone- und Santa-Laura-Salpeterwerke, die in der Regiòn de Tarapacá in der Atacamawüste liegen, erinnern an die Glanzzeiten des Salpeters und zählen zu den größten Produktionsstätten von Salpeter in Chile. Diese Bergarbeitersiedlungen bestanden aber nicht nur aus den Industrieanlagen sondern ähnelten eher einem Ghetto, welches versuchte, einen alltäglichen Ort zu simulieren. Neben den Wohngebäuden für die Arbeiter gab es diverse Geschäfte und Einrichtungen, unter anderem auch ein Theater. Die seit den 60er Jahren stillgelegten Anlagen gelten als stumme Zeugen für die außergewöhnliche Industrie- und Arbeiterkultur in einem rauen und unwirtschaftlichen Landstrich im Norden Chiles.
Im Juli 2005 wurden die Humberstone- und Santa-Laura-Salpeterwerke zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt und gleichzeitig auf die Liste des gefährdeten Welterbes gesetzt.
Das bewegende Geschichtswerk des „weißen Goldes“, wie das ertragbringende Salpeter-Natriumnitrat auch genannt wurde, beginnt im Jahre 1872 im rauen Klima der Atacamawüste, zwischen dem 19. und 26. Breitengrad, dem größten Nitrat-Vorkommen der Erde. Den wirtschaftlichen Höhepunkt durch Abbau von Salpeter erfuhr das UNESCO Weltkulturerbe Chile, die Humberstone- und Santa-Laura-Salpeterwerke Mitte des 19. Jahrhunderts und gehörte 1889 somit zu den größten Salpeterwerken Chiles.
Da die Salpeterwerke Geld und eine sichere Lebensgrundlage versprachen, zogen viele Menschen mitsamt ihren Familien von ihrer gewohnten Umgebung weg um dann, abgeschieden von der Außenwelt als sogenannte „Pampinos“ (Minenarbeiter) ihr Glück zu versuchen. Da dieser Boom erst einmal anhielt wuchsen die Humberstone- und Santa-Laura-Salpeterwerke immer mehr an, bis schließlich an die 4000 Menschen dort lebten. Neben einem Theater gab es auch Schulen, Krankenhäuser und Kirchen sowie ganz gewöhnliche Einkaufsläden. Um dafür zu sorgen, dass das erwirtschaftete Geld nicht nach außen getragen wurde und vor Ort blieb, wurde sogar eine eigene Währung eingeführt.
Der Einbruch des Salpetermarktes kam in den 30er Jahren, nach dem Fritz Haber und Carl Bosch in Deutschland die Ammoniak-Synthese entwickelten und dies der Öffentlichkeit bekannt gegeben wurde. Die Konsequenzen davon trugen die Minenarbeiter und ihre Familien, da dies natürlich zu vielen Entlassungen führte. 1961 wurden die Tore des UNESCO Weltkulturerbes Chile Humberstone- und Santa-Laura-Salpeterwerke dann endgültig geschlossen.
Die heutigen Geisterstädte lassen das Leben, wie es einst dort ablief, nur noch erahnen.
Das UNESCO Weltkulturerbe Chile Humberstone- und Santa-Laura-Salpeterwerke bietet heute ein dramatisches Szenario aus Verfall und Zerstörung, unter anderem durch den Diebstahl von Holzbalken.
In vielen Häusern sind in Wände eingeritzte Namen vorzufinden, die letzten Spuren der dort lebenden Menschen. Ein seltsamer Zauber liegt an diesem Ort, surreal und faszinierend. Bilder vom Ablauf der komplizierten Salpeteraufbereitung in damaliger Zeit schweben vor dem inneren Auge wenn man die verlassenen Anlagen betritt. Daneben wirken die Gebäude, geprägt durch das Klima der Wüste und gepaart mit Zeit, fast gar abstrakt und losgelöst.