Chinchorro Kultur
Chile – Siedlungen und künstliche Mumifizierung der Chinchorro-Kultur
- UNESCO-Status: Weltkulturerbe
- Welterbe seit: 2021
- Lage in Chile: Region Arica und Parinacota, Nordchile – nahe der Pazifikküste und Atacama-Wüste
- Größe des Schutzgebiets: Drei Hauptstandorte mit archäologischer und kultureller Bedeutung: Faldeo Norte del Morro de Arica, Colón 10 (im Stadtgebiet von Arica) und Camarones-Tal
- Entstehung und Bedeutung: Siedlungen und Begräbnisstätten der Chinchorro-Kultur, die zwischen ca. 7000 und 1500 v. Chr. an der Küste Nordchiles lebte. Die Chinchorro entwickelten bereits Jahrtausende vor den Ägyptern komplexe Techniken zur künstlichen Mumifizierung.
Interessante Fakten:
- Die ältesten bekannten künstlich mumifizierten Menschen der Welt (über 7000 Jahre alt)
- Komplexe Mumifizierungstechniken mit Ton, Pflanzenfasern und Masken
- Kombination aus archäologischer Bedeutung und spirituellem Totenkult
- Zeugnisse einer frühen sesshaften Fischerkultur an der Küste
- Heute zu besichtigen im Museo San Miguel de Azapa und lokalen Ausgrabungsstätten
UNESCO Weltkulturerbe Chile – die älteste Mumifizierungstradition der Welt
Das UNESCO-Weltkulturerbe „Settlement and Artificial Mummification of the Chinchorro Culture in the Arica and Parinacota Region“ umfasst bedeutende archäologische Stätten einer alten Fischerkultur, die in der Zeit von 7020 bis 1500 v. Chr. an der Nordküste Chiles lebte. Die Chinchorro-Kultur war Pionier auf dem Gebiet der künstlichen Mumifizierung – und das mehr als zwei Jahrtausende vor dem Alten Ägypten.
Bemerkenswert ist, dass alle Mitglieder dieser Gesellschaft – unabhängig von Alter oder Status – mumifiziert wurden. Dies deutet auf ein egalitäres Weltbild hin, in dem jeder Mensch als bedeutungsvoll angesehen wurde. Ihre Begräbnisstätten zeichnen sich durch eine naturnahe Lage und einfache, aber tief symbolische Architektur aus.
Was macht das Chinchorro-Erbe so besonders?
Die Chinchorro-Mumien sind die ältesten bekannten Beispiele künstlicher Konservierung. Die Techniken – darunter „Schwarze Mumifizierung“, „Rote Mumifizierung“ und eine spezielle „Bandagentechnik“ – zeigen eine erstaunlich frühe kulturelle Auseinandersetzung mit Tod und Erinnerung. Dabei wurden Körper zerlegt, rekonstruiert und mit Tonmasken verziert. Auch Föten und Kinder erhielten dieselbe rituelle Behandlung wie Erwachsene.
Dieses Weltkulturerbe ist ein einzigartiges Zeugnis frühmenschlicher Spiritualität, Technik und sozialer Struktur – Jahrtausende vor der Entstehung komplexer Hochkulturen. Die Aufnahme in die UNESCO-Liste erfolgte im Jahr 2021.
Geschichte der Chinchorro-Kultur
Die Chinchorro lebten in extrem trockenen Küstenzonen und betrieben Fischfang als Hauptnahrungsquelle. Ab ca. 7000 v. Chr. errichteten sie kleine Siedlungen, oft mit nahegelegenen Begräbnisfeldern. Um 5000 v. Chr. begannen sie mit künstlicher Mumifizierung – ein kultureller Meilenstein. Die Praxis hielt über Jahrtausende an, ehe die Kultur um 1500 v. Chr. allmählich verschwand.
Ihre Mumien und Artefakte – darunter Werkzeuge, Fischereiutensilien, Grabbeigaben und Stoffe – blieben dank des extrem trockenen Klimas außergewöhnlich gut erhalten. Erst im 20. Jahrhundert erkannte man die historische Bedeutung dieser Funde.
Was kann man heute besichtigen?
Zu den wichtigsten Fundstätten zählen Camarones, Morro de Arica und Azapa. Besucher finden hier vollständig erhaltene Mumien von Erwachsenen, Kindern und Föten. Im Museo San Miguel de Azapa werden viele dieser einzigartigen Funde präsentiert. Die Fundorte bieten Einblick in das tägliche Leben, die handwerkliche Kunst und das spirituelle Erbe dieser uralten Küstenkultur.
Besonders faszinierend sind die Techniken: Bei der „Schwarzen Mumifizierung“ wurde der Körper entnommen, gereinigt, mit Stäben stabilisiert und mit Ton neu geformt. Bei der „Roten Mumifizierung“ wurde die äußere Hülle erhalten, das Innere entfernt und der Körper mit rotem Pigment überzogen. Die maskenhaften Gesichter verleihen den Verstorbenen bis heute eine starke, fast lebendige Präsenz.